Der heilige Augustinus ist, chronologisch gesehen, der erste grosse christliche Philosoph der Geschichte. Sein Handeln war sowohl politisch als auch doktrinal. Sein Werk ist riesig.
«Ich habe probiert, und ich habe Hunger und Durst;
Der heilige Augustinus, ein Forscher Gottes, ein leidenschaftlicher Verfechter des Glaubens (Bekenntnisse, Kap. X)
Du hast mch berührt, und ich habe mich für Deinen Frieden entflammt.»
Aurelius Augustinus wurde am 13. November 354 in Thagaste/ Numidie geboren (heute Souk Ahras in Algerien). Sein Vater Patricius ist ein kleiner Grundbesitzer. Die Erziehung des jungen Augustin verursacht die Spannungen zwischen den Eltern, da der Vater der Religion des römischen Paganismus verpflichtet bleibt, während seine Mutter Monika eine tief gläubige Christin ist (in der Kirche wird sie die heilige Monika sein). Augustinus wächst in der Religion seiner Mutter auf. Er erhält eine solide intellektuelle Ausbildung und plant eine Zeit, Anwalt zu werden, wird aber in Wirklichkeit Lehrer in seiner Heimatstadt, dann in Carthage, wo er eine Rhetorik-Schule gründet, und schliesslich in Rom und Mailand. In dieser Zeit, zur Verzweiflung seiner Mutter, entfernt Augustinus sich von der Religion seiner Kindheit, führt ein intensives Leben, ein Leben der Ausschweifung und der Unordnung, wie er es in seinen «Bekenntnissen» schreibt, ein gequältes Leben, geteilt in seiner Liebe zu der Frau, mit der er seit 17 Jahren verbunden ist (und mit der er im Jahr 372 seinen Sohn Adeodat hat), seine Vorliebe zur Literatur und zum Theater sowie seine metaphysischen Bedenken.
Augustinus entdeckt die Philosophie mit 15 Jahren, liest «Cicero», aber zuerst wendet er sich sich zum Manichäismus. Diese Religion wächst zu dieser Zeit stark. Sie lehrt eine dualistische und tragische Weltansicht (dem Konflikt zwischen Gut und Böse) und setzt sich für eine asketische Moral ein, bei der die Seele aus der bösen Welt ihr Heil erringen würde. Augustinus, zerfetzt von internen Konflikten, wird von dieser Doktrin verführt und unterstützt diese während neun Jahren. Bei seiner Ankunft in Mailand entfernt er sich bereits vom Manichäismus. Dann kommt er unter den Einfluss des grossen christlichen Theologen Ambrosius (später heiliger Ambrosius), der ihm den Neo-Platonismus enthüllt. Er wendet sich dann dem Christentum zu, aber dieser intellekte Beitritt ist noch nicht entscheidend.
Die Enthüllung kommt in einem Garten in Mailand. Er hört eine Stimme, die er wie die Stimme Gottes interpretiert. Er gibt die alles auf, zieht sich mit ein paar Freunden zurück und schreibt seine ersten philosophischen Dialoge. Es folgen drei Jahre monastisches Leben mit priesterlichen Aufgaben. Später wird er Bischof von Hippone (395). Er beteiligt sich aktiv an allen grossen Konflikten, die die Kirche Nordafrikas erschüttern. Gleichzeitig produziert er ein riesiges philosophisches und theologisches Werk. Die drei berühmtesten Werke sind : Die Bekenntnisse (396–397), Die Dreifaltigkeit (400–416), Die Stadt Gottes (411–426).
Augustinus Ende wird durch den Zusammenbruch des Römischen Reiches des Westens überschattet. In einer von Vandalen belagerten Stadt stirbt Augustinus am 28. August 430 in Hippone (heute Annaba).